Ein Trip den wir beide so schnell nicht vergessen werden! Er zeigte uns in einer Urlaubswoche Fischen die unterschiedlichsten Facetten des Karpfenangelns und auch ohne irgendwelche Rekordfische erlebten wir eine tolle Zeit an zwei sehr unterschiedlichen Gewässern.

 

Der Plan


Nachdem ich eine DVD über das Graserangeln in der Elbe vor zwei Jahren gesehen hatte, war ich heiß auf diesen Strom. Für schöne Schuppenkarpfen war er ja sowieso schon bekannt und da sich die Oder bei uns als nicht gerade einfacher Fluss herausstellte, geprägt von extremen Niedrigwasser, dann wieder Hochwasser und anderen Eigenheiten, war es nur noch eine Frage der Zeit bis es an dieses tolle Gewässer gehen würde.

Im Frühjahr 2011 wurde dann der Elbtrip beschlossen und er wurde für den Juli angesetzt. Ideale Zeit eigentlich für große Graser. Philipp hatte passenderweise auch frei und so war das Team-„Elbe 2011“ perfekt.

Bedingt durch mein Studium war ich davor eher selten am Wasser und umso mehr freuten wir uns auf den Urlaub. Damit wir die Erfolgschancen so maximal halten konnten, setzte ich viel in die Vorbereitung und Planung. Partikel wurden gekauft, vor allem Mais, Weizen und Tigernüsse waren der Köder unseres Vertrauens, Köder(Boilies) bei meinem guten Freund und Berater Maik von Underworld-Baits bestellt. Ein großer Vorteil, den durch Testangler wusste er genau was an der Elbe dieses Jahr am besten lief. Daher gab es Megaspice-Oriental-Red für die Karpfen und Fisch-Frucht für die schlanken Grasertorpedos.

Über das nützliche Internet war auch schnell ein Angelladen in Geestacht gefunden der passende Karten anbot.

Somit war alles perfekt und knappe 2 Wochen vor dem Urlaub ging es von Berlin mit meinem gut beladenen Kompakten nach Cottbus.

Von da an hieß es auf 21qm zusammen mit meinem Tackle wohnen, was einige Freunde sicher amüsant fanden. Am Dienstag dann in der Morgenvorlesung erfuhr ich das ich erst Donnerstagvormittag wieder antanzen musste…Tackle da..Zeit was macht man dann wohl?

 

 

Auf ans Wasser


Also ab an die Arbeit und nach einer Viertelstunde und mehrmaligen 5Etagen hoch und runter joggen ging es gen Norden an einen schönen Natursee. Leider ließen sich in den 2 Nächten nur Brassen zum Landgang überreden aber noch 3 Vorlesungen, 1Mal Schlafen und dann kommt der..URLAUB! Freitagfrüh um 6, nach einer viel zu kurzen Nacht, da am Abend zuvor noch eine internationale Party war bei der ich kurzfristig noch eingeladen wurde, hieß es Auto fertig beladen, Zelt und Rutentasche auf die Dachträger und in die letzte Vorlesung mit einem „tiefergelegten“ und bis an die Zuladungsgrenzen beladenen Auto. 90 Minuten beschallen lassen und los geht’s.

Wir hatten beschlossen von Cottbus aus durch Berlin zu fahren und bis zur ersten Pause lief alles super. Danach löste sich jedoch eine Lasche des Brollys und somit mussten wir 2 Mal das ganze wieder so gut sichern wie möglich da das Geflatter extrem nervig war. Als wir in Geestacht ankamen nahm ich glatt den falschen Weg und bemerkte das Gefluche und vor allem die Lichthupe von Philipp im Auto hinter mir nicht. Naja Lauenburg im Berufsverkehr hat auch was.

Mit etwa 30 Minuten Verzögerung kamen wir in dem Bereich an, der uns interessierte. Während Philipp sein Tackle schon mal aufbaute, fuhr ich nach Geestacht um die beiden Karten zu holen.

Dabei fiel auf das sich nicht einmal 2 Kilometer von unserem Platz entfernt ein Supermarkt befand. Anglerherz was willst du mehr. Als ich zurück war hatte Philipp schon erste unangenehme Erfahrungen mit dem Schiffsverkehr machen dürfen. Das Schlauchboot wurde durch den Sog eines vorbeifahrenden Schiffes vom Ufer „gesogen“ und somit gab es für ihn schon mal ein unfreiwilliges Bad.

Bis zum Abend waren alle Ruten ausgelegt und es wurde vom Boot reichlich angefüttert. Doch kurz vor dem Dunkelwerden bemerkten wir, dass es sehr viel Treibgut, wie Äste und Fadenalgen gab, daher wechselte ich lieber meine Schnurspulen auf 0,40mm Mono von der vorher verwendeten Geflochtenen. Mono steckt so was besser weg und gerade Fadenalgen setzten sich an der glatten Oberfläche nicht so oft fest. Der Schiffsverkehr war wesentlich intensiver als erwartet und selbst die Nacht hindurch kamen regelmäßig große Schiffe vorbei, was gerade bei Langeweile für recht amüsante Beschäftigungen führte. Schon mal Wellenreiten mit einem 260iger Schlauchboot gemacht? Aber trotzdem ist Vorsicht geboten, denn gerade große, beladene Tanker die recht schnell stromabwärts fahren erzeugen erst einen riesigen Sog, der Wasserstand fiel kurz bis zu einem Meter und dann kommen die Wellen. Am ersten Morgen hatte ich Ufer nah einen Vollrun, jedoch ging der Anhieb ins Leere.3 Tage konnten wir uns am Elbstrand sonnen, regelmäßig die Ruten neu auswerfen und des Öfteren feiste Brassen und Alande drillen. Aber wo waren die Karpfen? Am Sonntag war klar, dass wir moven werden. Ich fuhr daher unseren Bereich ab, lief etliche Kilometer und telefonierte um herauszufinden wie es allgemein an der Elbe lief. Keine Stelle führte zu dem „Hier-müssen-wir-hin-Gefühl“ und auch sonst war der Fluss wie tot. Und das allgemein.

 

Gewässerwechsel


Daher beschlossen wir etwas komplett anderes zu machen. Ein schöner Baggersee in Westbrandenburg war das Ziel. Das Gewässer wollte Philipp schon immer mal befischen und da es mir auch gefiel( Google Maps und iPhone-Internetzugang können am Wasser auch sehr praktisch sein) beschlossen wir zum Sonnenaufgang dort anzukommen. Also hieß es mitten in der Nacht losfahren. Als wir bereits die ersten Kilometer geschafft hatten, fing es plötzlich stark an zu regnen und es hörte auch nicht richtig auf als wir am See ankamen. Die Nerfen lagen blank…es gießt, durch den Nebel war kaum was zu sehn, extrem schwülwarme Luft und die Müdigkeit kam auch langsam durch. Aber gegen Mittag sollte gutes Wetter werden. Also 3Stunden schlafen. Als es dann besser wurde ich geweckt und mit dem Boot ging es auf das Gewässer. Schilfinseln, Seerosen…wenig Angelplätze! So was sieht man gern und die Stimmung stieg wieder. Wir entschieden uns für eine Bucht und einen kleineren Angelplatz der für uns ausreichte.

 

Alles richtig gemacht?


Es wurde gelotet und die Ruten wurden ufernah ausgebracht, da das Gewässer in unserem Teil über 8 Meter tief war. Gerade wenn man ein Gewässer nicht kennt sind die Uferbereiche gute Anlaufpunkte und die Wahrscheinlichkeit, dass dort Karpfen entlangziehen ist recht hoch. Als die Ruten lagen schaute ich mir mit Polbrille und Schlauchboot ein größeres Seerosenfeld an, da dort die Sonne am Nachmittag draufschien und meine Vorahnung war richtig. Ich sah einen Mittzwanziger und Bewegung im ufernahen Schilf. Also war klar, eine der Ruten musste nahe ans Ufer in die Seerosen. Auf 200 Meter Entfernung nicht gerade einfach. Ein heller Dumbell-Pop-Up (Banane-Fisch von Underworld Baits) sollte in Verbindung mit zwei Händen voll Pellets die Aufmerksamkeit der Fische auf sich ziehen. Nach gerade mal 30 Minuten schlug die Rutenspitze aus. Ab ins Boot und Teamarbeit leisten. Ein ca. 10 Pfund schwerer Spiegler war das Ergebnis und Grund zur Freude. War der Gewässerwechsel die richtige Entscheidung?

Als in der Nacht ein 16Pfünder auf die gleiche Rute biss und morgens in der Bucht ein 18Pfünder, war uns klar wir hatten soweit alles richtig gemacht. 3 Fische in der ersten Nacht an einem neuen Gewässer waren schon etwas. Bei der Fotosession mit dem 18 Pfünder nahm ich als der Fisch anfing zu schlagen ein unfreiwilliges Bad im tiefen Wasser..Grund genug die Fotosession dort weiterzuführen.

Der folgende Tag war mehr als heiß und wie sehnten uns nach Abkühlung, leider gab es über den Tag keine sichtbaren Karpfenaktivitäten und so hieß es Warten bis die Nacht kam. Leider gingen wir in der zweiten Nacht leer aus, da ein Karpfen im Drill ausschlitzte. Ein Regengebiet am nächsten Abend brachte uns einen tollen Spiegler, der aus den Seerosen herauszog und dann kaum Gegenwehr leistete. Am Morgen gab es dann eine schöne Fotosession und die letzte Nacht stand an. Am Abend gab es einen schönen Vollrun und vom Schlauchboot aus konnten wir einen tollen und kraftvollen Drill erleben. Das Ergebnis war ein wunderschöner Schuppenkarpfen. Als wir nach der Fotosession noch kurz zusammensaßen und uns von den zahlreichen Mücken ärgern ließen stand eines fest, wir kommen wieder! Die Elbe ließ und lässt mir trotzdem keine Ruhe und ich werde es bestimmt in einem anderen Abschnitt wiederholt versuchen, denn dem Graser-PB und der Jahreswette eifere ich weiterhin hinterher.

Nur ein par Tage nach der Rücktour, machte ich noch eine Kurzsession an meinem Hausgewässer mit einer schönen Überraschung. Erst verlor ich einen Graser vor dem Kescher und beim Rutenausbringen lief die Rute wieder ab und der Fisch setzte sich im Kraut fest. Das frustete natürlich, aber ich sah zu das die Rute wieder einsatzfähig gemacht werden konnte und das meine Chancen vielleicht noch da waren, denn die Beißzeit kam ja noch. Am Abend kam dann wie aus dem nix ein toller Fullrun und ich stürmte zur Rute in das Wasser. Der Fisch saß und zog dicht am Grund seine Bahnen, was mich dazu bewegte das Boot zu nehmen. Nach einem harten und langen Drill hatte ich den Spiegler im Kescher. Meine Vermutung bestätigte sich den er hatte über Dreißig Pfund. Die Freude bei der Fotosession mit Selbstauslöser war riesig und ich genoss es den Fisch wieder in sein Element zu entlassen. Nebenbei sei noch erwähnt das Spiegler in diesem Gewässer sehr selten geworden sind, denn Umsetztaktionen seitens des Fischers fanden mehrfach statt. Am nächsten Morgen ging es wieder zur Uni und der stressige und anstrengende Prüfungszeitraum begann. Genug Zeit und vorallem Gründe wieder neue Pläne zu schmieden und sich auf den nächsten Urlaub zu freuen.

Also, flexibel bleiben und auch mal dem Bauchgefühl vertrauen egal wie verrückt es manchmal wirkt, der Erfolg gibt einem dann oft Recht…

Wir wünschen euch viele Fullruns und vor allem schöne Stunden am Wasser!

 

 

                         

 


Christian Paepke(Carpfreaks Team)

Philipp Kunzmann(Trust Baits)