Die meisten von euch werden es schon einmal erlebt haben.

Man ist, aus welchem Grund auch immer, in einem kleineren Dorf mit dazugehörigem Dorfteich und schaut automatisch, ja schon instinktiv auf das beschauliche Gewässer.

Kleine Fische sind zu erspähen, Kaurauschen und  manchmal sogar Karpfen.

Auf die Idee eine Session dorthin zu planen kommt meist keiner, denn wer will sich schon in einem kleinen Ort, in dem jeder jeden kennt mit Rod Pod und Bivvy  hinsetzten und Satzern nachstellen? Doch das nur Satzer in einem solch kleinen Gewässer vorkommen kann weit gefehlt sein!

Denn grade weil die Gewässer kaum beachtet werden können sich die Karpfen dort gut entwickeln und in Ruhe abwachsen.

Daher beschloss ich am Anfang dieses Sommers mir mal einen Dorfteich in der Nähe vorzunehmen und schaute mir das Gewässer an einem sonnigen Tag mal genauer an.

Die Sonne gefiel scheinbar auch den Karpfen und ich konnte zwei Spiegler von 10-15Pf beim Sonnen beobachten. Dazu gesellten sich noch zwei Graser und bei einem Gespräch mit einem Einheimischen kam heraus, dass der See angeblich über 15 Karpfen, von denen einige „sehr groß“ seien, sowie mehrere Graser, bei nur 0,8ha Wasserfläche beherbergt. Mein Interesse war geweckt  und nach

 

einem Telefonat mit meinem Angelkollegen war klar, nächstes Wochenende wagen wir es!

Als ich am Gewässer ankam und erstmal mein Tackle auslud wurde ich von mehreren Seiten begafft. Jaja sieht man auch nicht alle Tage, dass ein Angler dort so viel Tackle aufbaut. Aber egal,

erstmal wurde ein kleines Schlauchboot ins Wasser gelassen damit ich mir ein Bild von der Grundstruktur und vor allem vom Pflanzenbewuchs der dort sehr stark vorhanden war machen konnte. Hilfreich ist grade dabei eine Polarisationsbrille. Wer vor hat so etwas zu kaufen sollte auf Fliegenfischer zurückgreifen, da diese nur die besten Modelle gebrauchen können.

Nach einer ca. 30 minütigen Erkundungstour stand fest. Der Teich besitzt einen größeren, krautfreien Bereich mit 2,7-3 Metern Tiefe. Der Rest des Gewässers ist leicht abfallend und nicht tiefer als 2 Meter. Dort befindet sich zu 95% Kraut, jedoch gibt es wenige kiesige und vor allem krautfreie Stellen.

Da ich die erste Nacht alleine fischen werde, hatte ich freie Platzwahl.

Eine Rute wurde mit einer Hartmaiskette auf einem Mais-Weizen-Teppich den ich mit 1,5Kilo befüttert hatte ausgelegt.

Jedoch gab es auf diese Rute keinerlei Aktionen.

Die andere Rute wurde mit Fischboilies, Pellets und etwas Grundfutter

in einem Krautloch in 1,5 Metern Tiefe abgelegt. Die Montage bestand aus einem 100g Inlineblei(mit Teig ummantelt) und einem 20cm 20lb

geflochtenem Vorfach. Am Haar und dem 4er Haken saß ein einzelner Fischboilie.

Um Punkt 0Uhr dann Dauerton an der Boilierute.

Als ich die Rute aufnahm und einen leichten Anhieb setzte, merkte ich das der Fisch ins Freiwasser zieht. Sehr gut!

Kescher ins Wasser und schon sah ich im Schein der Kopflampe einen schönen Spiegler. Dieser zog noch einige Kreise vor dem Kescher und dann war er drin. Ja, erste Session, erste Nacht, erster Fisch! Beim sofortigem Wiegen zeigte sich das der Fisch 19,8 Pfund hatte…also einer der größten und wie sich später herausstellte der Größte Karpfen des Gewässers.

Am Morgen machte ich einige Selbstportraits mit dem markanten und alten Spiegler…und dann back he goes!

bekam ich sogar eine Zeitung ans Wasser geliefert, also die Ortslage hat auch vorteile;)

Abends kamen dann Tommy und ein Freund von uns am Wasser an und wir waren voller Zuversicht für die zweite Nacht.

Doch erst als es hell wurde erfolgte der nächste Run auf die gleiche Rute. Nach kurzem Drill gab sich ein schöner, jedoch mit 10Pfund recht kleiner Schuppi geschlagen.

Kurze Zeit später ging wieder die Rute ab und diesmal war Tommy an der Reihe. Er fing einen wunderschönen 11Pfund Zeiler.

Kurz vor dem Einpacken konnte ich dann noch einen ca. 7Pfund schweren Spiegler vorzeigen. Das war die Größe mit der ich normalerweise gerechnet hatte.

Eine Woche später probierten wir es erneut.

Bevor wir aufbauten konnten wir mehrere Fische beim Sonnen beobachten, darunter der Große und mein Schuppi! Der Vorteil solcher Gewässer ist, dass man sich relativ gut einen Überblick über den Bestand verschaffen kann

und man so nicht völlig im Trüben fischt.

Jedoch ist man vor Überraschungen nicht sicher und das macht ja das Karpfenangeln so ungemein spannend!

Dieses Mal legte ich beide Ruten in Krautlöchern, wovon eines immerhin 6 Quadratmeter maß, ab und gefüttert wurde mit der gleichen Technik, die bereits zuvor den Erfolg brachte.

Morgens lief dann die rechte Rute ab…Anhieb…Scheiße der Fisch hängt im krautigem Urwald fest!

Mithilfe des Schlauchbootes und viel Feingefühl konnten wir den Fisch lösen.

Im Kescher erkannte ich ihn sofort, denn es war der große Spiegler den ich bereits vor einer Woche auf den gleichen Köder fing. Er wog dieses Mal gut 18Pfund und war in bester Verfassung.

Ich taufte ihn aufgrund seiner Farbe „Black Shadow“ und hoffe natürlich ihn wieder zu sehen.

Eine kurze Session einige Wochen später brachte leider keinen Erfolg, da es sehr heiß war und daher nachts Sauerstoffmangel herrschte! Die Karpfen sind dann eher selten noch aktiv und es ist sehr schwer einen Fisch zu überlisten. Regen und Wind machen sie aber spätestens wieder munter.

Ich habe nun vor dieses Gewässer vor allem in der „Saure-Gurken-Zeit“ also im Winter zu verwenden, sofern es nicht gefriert.

Die Chancen sind so ungemein höher da es einfacher ist die Karpfen zu lokalisieren und wer hat schon etwas gegen einen schönen Karpfen im Schnee…

Im Dezember war ich dann abermals vor Ort und fuhr die Ruten mit einem Futterboot auf etwas tiefere Plätze. Nachts rollten wenige Karpfen, jedoch in dem mit 3 Metern tiefsten Teil des Gewässers.

Dies zeigt, dass sie bei Temperaturen um den Gefrierpunkt immer noch aktiv sind und das Erhöht die Fangchancen ungemein.

Im Winter sollte nur sehr wenig gefüttert werden, am besten ein PVA-Bag mit ein par kleineren Boilies(14-18mm) und kleinen Pellets. Auch mit der Method Feeder kann man jetzt sehr erfolgreich fischen, gerade in den Tagesstunden.

Vorsicht ist jedoch bei Nachtfrösten geboten, da solche kleinen Gewässer sehr schnell zufrieren können!

Eine aussichtsreiche Zeit ist außerdem das Wiederauftauen des Gewässers, denn dann kann man wahre Sternstunden erleben.

 

Fische über dreißig Pfund sind in solchen Gewässern eher selten, aber nicht unmöglich.

Wer schöne Fische auch ohne lange Futterkampanien, hohen Angeldruck und andere Probleme fangen will und nicht gerade auf Riesenfische aus ist, der kann es ja mal in Dorfteichen probieren. Auch vor einem Trip an ein großes und schwieriges Gewässer kann ein Dorfteichfischen sehr aufbauend wirken, da die Fangchancen recht hoch sind.

Haltet euch aber an die Regeln und übertreibt es nicht

denn sonst seit ihr Hauptgesprächsthema der Einheimischen!

 

Always Tight Lines

 

 

Christian Paepke

Carpfreaks-Team